Osterbräuche
Osterbräuche im Lavanttal & Wolfsberg
Wussten Sie, dass Palmkätzchen, verpackt in einem Stück Butter, hinuntergeschluckt gegen Halsschmerzen helfen sollen? Wie wurden früher Ostereier gefärbt? Und was ist ein Palmburn? – Wir haben Brauchtums-Expertin Sieglinde Talker, Bezirksobfrau der Kärntner Landsmannschaft, auf ihrem Hof vulgo Schönix hoch über Schiefling in Sachen Osterbräuche über die Schulter geschaut.
Achtung! Am Donnerstag vor dem Palmsonntag werden traditionell die Palmbuschen gebunden.
Ein kleiner Tipp:„Das Typische für das Lavanttal sind hier die geflochtenen Handgriffe“, sagt Brauchtums-Kennerin Sieglinde Talker. „Es hat hier früher oft übergroße Palmbuschen gegeben, die wurden dann von mehreren getragen.“ Eine Besonderheit waren laut Talker die „Palmburn“, die es allerdings nur in Waldenstein und Hintertheißenegg gegeben hat. „Die wurden mit einem Strick über der Schulter getragen, und dafür wurden die großen Zweige verwendet, die man für die kleinen Palmbuschen nicht brauchen hat können“, erzählt auch Talkers Mann Johann.
Und noch etwas passiert mit dem größeren Palmhölzern: „Die kann man am Palmsonntag einsetzen, das ist ihr Tag, da wachsen sie am liebsten“, erzählt Sieglinde Talker. Früher wurden Palmbuschen das ganze Jahr über verwendet, wurden bei Schlechtwetter in den Herd gegeben. Beim Viehaustreiben wurden sie auf die Stallschwelle gelegt, und das Vieh wurde beim Austreiben mit der Palmrute getrieben.
Wer am Palmsonntag als letztes aus den Federn steigt, darf „Palmesel“ genannt werden. Und auch für die Kar- oder Osterwoche sollte man sich als Frühaufsteher üben. Talker zählt die Spitznamen für die Langschläfer auf: „Am Montag ist es der Heban, am Dienstag der Treiban, am Mittwoch begrüßt man den Antlaßburn (oder die Mittiplatzn), am Gründonnerstag folgt der Groggachgorn, weil an diesem Tag der Osterhaufen fertig gemacht wird. Dann kommt die Karfreitagsratschn, am Karsamstag der Widderlump (oder der Taftegl). Wer am Ostersonntag als erster aufsteht, ist das Osterlampli, und der letzte ist das Bauchwehlampli“, sagt Talker nicht ohne Schmunzeln.
Generell wird in der Kar- oder Osterwoche geputzt, Mittwoch und Donnerstag wird der Osterhaufen zusammengeführt, „und danach wird geschossen. Wenn der Haufen groß ist, mehr, und wenn er klein ist, nur wenig“.
Übrigens: Die Eier, die die Hennen am Gründonnerstag legen, sind die „Antlaßeier“ und sind – so sagt man – bereits geweiht, die kann man färben. „Früher wurde viel mit Zwiebel gefärbt, das ergibt eine bräunliche Schale. Generell sind aber die roten Eier ganz nach alter Tradition“, weiß Talker. Vor dem Stall wurde früher oft ein geweihtes Ei eingegraben, um das Vieh vor Krankheit zu schützen.
Im Unteren Lavanttal wird am Gründonnerstag der „Reikhaufen“ (Rauchhaufen) im Garten angezündet, der aus Abfällen von Haus und Garten besteht. Die ganze Karwoche über wird gefastet, besonders streng am Karfreitag. Früher wurde das Fasten noch sehr ernst genommen.
Übriggebliebene Faschingskrapfen wurden laut Talker auf eine Schnur gefädelt und am Dachboden aufgehängt. Die Krapfen wurden ja immer in tierischem Fett heraus gebacken. „An Karfreitag darf man auch keine Erdarbeiten erledigen – weder im Garten, noch am Feld“, sagt Sieglinde Talker. Und liegt am Karfreitag Reif am Feld, so wird der Winter im gleichen Jahr keinen Schaden anrichten. Bringt der Karfreitag Regen, so wird es ein dürres, trockenes Jahr.
Am Karsamstag in der Früh wird ein Baumschwamm vom Vorsommer entzündet, der Weihschwamm. „Wenn ein Fremder den Schwamm mitgenommen hat, so hat man ihm ein rotes Ei gegeben.“ Haus und Stall werden ausgeräuchert, später wird mit dem durch den Weihschwamm entzündeten Herdfeuer der Schinken gekocht. Unverzichtbar sind dabei Brennnesseln, Sonnreben und etwas vom Segebaum. Am Hof der Talkers wird der Schinken heute noch so gekocht.
Neben dem Schinken findet man im traditionellen Weihkorb, der mancherorts auch heute noch auf dem Kopf getragen wird, mit einem gepolsterten Ring, damit es nicht drückt: „Reindling, Eier, Kren, Würste, und natürlich Salz für die Tiere“, zählt Talker auf, und berichtet auch von einem heute nicht mehr bekannten Brauch: „Der Pfarrer ging von Hof zu Hof, die Körbe wurden vor dem Haus geweiht, und dafür wurde eine Spende oder Gabe eingesammelt. Das ist heutzutage komplett unbekannt“, sagt die Bezirksobfrau der Kärntner Landsmannschaft. „Früher wurde der Weihkorb auch vom Haus weg- und wieder hergeschossen, das Tragen war der Vordirn und der Bäuerin vorbehalten“, so Talker.
In früheren Tagen wurde die Auferstehung schon um 17 Uhr gefeiert, und auf die Osterjause musste man bis nach dem Osterfeuerheizen warten – das heißt, bis zwei Uhr nachts. „Beim Heizen wurde der Rosenkranz gebetet, und wenn der Haufen abgebrannt war, dann wurden ausgekohlte Zweige in jede Saat gesteckt. Die Asche vom Osterhaufen, so sagt man, ist das Beste für den Garten. Besonders für die Gurken, heißt es“, sagt Sieglinde Talker.
Der Ostersonntag beginnt mit dem Besuch der Heiligen Messe, es gibt frisches, also grünes, Fleisch. „Jeder Dienstbote bekam Weihjause und Reindling, mit dem er bis zum Jungostersonntag eine Woche danach auskommen musste.“
Am Ostersonntag durfte man auch die Krapfen wieder vom Dachboden holen und in die Suppe einbrocken. Und obwohl der Osterfestkreis eigentlich mit dem Mittwoch nach dem Ostersonntag endet, kann das Osterhaufenheizen bei Schlechtwetter am Jungostersamstag, eine Woche später, veranstaltet werden. - Auch das ist eine Art von Tradition.
Margot Hohl 2009 für die WZ