Weihnachtsbräuche
Weihnachtsbräuche im Lavanttal & Wolfsberg
Der etwas andere Adventkalender - Über den Sinn der Besinnung.
30. November:
Am Andreastag beginnt die Vorweihnachtszeit, mit dem „Lisnen und Leasln“: Die Schuhe von den Mädchen werden geworfen, mit dem Spruch: „Schuah aus, Schuah ein, wo wer i übers Johr sein?“ Wenn die Schuhspitze ins Zimmer schaut, bleibt das Mädchen im Haus, wenn der Schuh hinauszeigt, wird es heiraten. Auch ein Laib Brot und ein Messer wurden auf den Tisch gelegt. Um Mitternacht sollte der Zukünftige beim Tisch sitzen und ein Stück Brot abschneiden. Beim „Bettstattl-Treten“ wurde der Spruch aufgesagt: „Bettstattl, i tritt di, liaba Andra, i bitt di, loss mir heit Nocht erscheinen den Herzallerliebsten meinen.“ Eine Bauernregel zum Andreastag lautet: „Andrea bringt Schnea, Nigglo is er do.“. Es ist auch die erste Anklöcklernacht. Andreas gilt als Vermittler in Liebesangelegenheiten, steht für Eheglück und Kindersegen.
1. Advent:
Am ersten Advent beginnt das neue Kirchenjahr, mit Rorate- oder Engelsmessen.
Folgendes wird heute nirgends mehr gemacht:
Um vier Uhr aufstehen, dann einen Rosenkranz beten, das Vieh versorgen, dann mit Laternen zur Rorate gehen. Im Schnee sah man die Lichtlein der Laternen von rundum der Kirche zuwandern. Ab dem ersten Advent sind lautes Vergnügen und ausgelassene Freude untersagt, früher haben die Frauen wie in der Fastenzeit schwarze Kopftücher getragen, anstatt der bunten. Die Männer nahmen die Federn vom Hut. Jeden Abend wurde im Advent in den Bauernhäusern ein Rosenkranz gebetet. Die Außenarbeiten wurden beendet, Ackergeräte und Pferdegeschirr ausgebessert, Werkzeug hergerichtet, Getreide gedroschen. Der Lavanttaler nannte das „das Umtschuren“. Die Frauen bereiteten Dörrobst, es wurde geschlachtet, Fleisch und Würste gemacht als Vorrat, geputzt und gebacken. Außerdem Brauch war das Spinnen: Hier war der Dienstag geheiligt, sonst würde die Spinnerin von bösen Geistern geplagt, und es durfte nicht nach 21 Uhr gesponnen werden. Spinnabende waren Montag, Mittwoch und Freitag. Oftmals kamen mehrere zusammen, um gemeinsam zu spinnen.
Gebacken wurde das „Schlüsselbrot“: Ein Schlüssel vom Getreidekasten oder von einer wichtigen Truhe wurde entweder in Kreuzform oder in der Form der Dreieinigkeit eingedrückt. Zu Weihnachten wurde es in der Kirche geweiht, symbolisch damit das alte Jahr zugesperrt und das neue auf. Man hat es auch als „Quatemberlaib“ bezeichnet; es kam als erstes in den Ofen und als letztes heraus. Ein Teil davon wurde bis zum Roggenanbau aufbewahrt. In der Woche vor Weihnachten wurde auch das „Drei-Messen-Brot“ gebacken, mit Nusskernen, die ein Kreuz darstellen (unbeschädigter halber Nusskern). Es wurde zur Mette mit in die Kirche genommen und dort die nächsten drei Messen gelassen, danach mit Weihwasser befeuchtet und zuhause an Mensch und Tier verteilt.
4. Dezember:
Tag der Heiligen Barbara, Schutzpatronin der Bergleute, eine der 14 Nothelfer, gilt für Hoffnung und Frieden. Kirschzweige werden in der Früh geschnitten und ins Wasser gestellt. Blühen die Barbarazweige zu Weihnachten, heiratet jemand vom Haus im nächsten Jahr.
5. und 6. Dezember:
Krampus- und Nikolaustag: Seit dem 12. Jahrhundert sind der Heilige Nikolaus und das Beschenken der Kinder bekannt. Es erinnert an den Bischof von Myra, Wohltäter und Helfer. Im Lavanttal begleiteten den Nikolaus der Amtsbote „Michel“ und der „Riepl“, ein zotteliger Geselle mit Pelzrock und Bart aus Baummoos. Außerdem bis zu sechs Engel, die Hexe „Margareta“, der Tod mit Holzsense und Ziffernblatt sowie die „Bartl“.
Sammlung von Krampuskarten
8. Dezember:
Mariä Empfängnis: Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Gottesmutter Maria. Bis Weihnachten wird eine Marienstatue von Haus zu Haus getragen, als Symbol für die Herbergssuche.
2. Advent:
Heute wird das zweite Licht am Adventkranz entzündet.
13. Dezember:
Tag der Heiligen Luzia, der schwedischen und italienischen Lichtgöttin. So wie das Wetter in den zwölf Tagen nach Luzia ist, so soll es in den zwölf Monaten im nächsten Jahr werden.
3. Advent:
Ab heute brennt die dritte Kerze. Der Tag des armen Lazarus wurde oft für weihnachtliche Besuche genutzt.
21. Dezember:
Thomastag. Das erste Mal wird jetzt „Rachn“ gegangen. Früher machte das der Ortspfarrer, bekam dafür eine „Rachgob“. Geräuchert musste so gründlich werden, dass der Rauch bei den Dachluken hinausquoll – ansonsten war das ein böses Vorzeichen. Beim Rachn wird laut gebetet, nirgends darf von der Räucherpfanne ein Stücklein zu Boden fallen, das bedeutete Unglück und Krankheit, Hungersnot, Feuer und Todesfall. Die Knechte hielten den Hut, die Mägde das Kopftuch über den Rauchhäfn, um vor Kopfweh geschützt zu sein. Im Oberen Tal gab es das „Schoberbrüten“: Vor dem Rach-Rundgang versammelten sich alle um den Rachhäfn und hielten die Hüte so hoch wie möglich in die Höhe über den aufsteigenden Rauch. So hoch sollte das Getreide im nächsten Jahr werden. Je enger sie beieinander standen, desto mehr und enger sollen die Getreideschober werden.
Es ist der Beginn der Rauchnächte bis zu den Heiligen drei Königen; die „Wilde Jagd“ aus den Seelen der ungetauften Kinder brausen in diesen Nächten mit der „Perchta“ durch die Lüfte. Es ist der kürzeste Tag und die längste Nacht, die Wintersonnenwende. Dem Vieh wurden Wacholdernadeln zum Futter gegeben, zum Schutz vor Unheil.
Die Thomasnacht wurde auch die „Hexennacht“ genannt. Der Bauer musste vor dem Schlafengehen das Gesinde besichtigen, das Vieh zum Schutz vor Krankheiten mit Weihwasser besprengen. Auch ein Blick in die Zukunft wurde am Thomastag wieder einmal gewagt: Man musste in stilles Wasser schauen und sagen: „Heiliger Thomas, i bitt, zoag mir in Ruah und Fried, zoag mir in da Quelln so klor, wer werd mei Bua/Dirndle übers Johr?“ Drei Weizenkörner wurden am Thomasabend in einen Topf gesetzt, jeder trug den Namen eines Burschen, und der zuerst vor Ostern aufgeht, der soll der Bräutigam sein. Abends während des Bettleutens wurde ein Bündel Holzscheiter in die Küche getragen und abgezählt. Bei gerader Zahl wird im kommenden Jahr geheiratet. Bei ungerader Zahl bleibt alles beim alten.
Heute nicht mehr gebräuchlich sind die „Trudenzeichen“, der „Trudstern“, der an allen Türen in Wohnhaus und Stall angebracht wurde, zur Abschreckung von Hexen und bösen Geistern. Man musste diesen Stern in einem Schwung durchmachen, sonst galt er nicht. Manchmal wurde er sogar eingekerbt. In Liebesdingen wird die Zukunft beschworen, mit Scheiterzählen oder Blei- und Eiklargießen. Große Tradition hatte das Zaunstecken-Zählen: Jungbauern nannten eine Zahl und zählten dann rechts von der Zauntür den entsprechenden Zaunstecken ab. Dieser sollte zeigen, wie die zukünftige Liebste aussieht: jung und frisch oder alt und morsch.
4. Advent:
Ab heute brennt die vierte Kerze.
24. Dezember / Heiliger Abend:
Heute ist das zweite Rachn, ein strenger Fasttag, „Fasten, bis man die Sterne sieht“. Auf die Ofenbank in der Stube wurde Stroh gelegt, dort hat man nach der Mette geschlafen, denn „das Christkind hat auch kein Bett gehabt“. Ein Mann blieb als Mettenwächter von der Mette zuhause, las aus der Bibel und betete. Um Mitternacht musste er mit einem Säbel dreimal ums Haus gehen und laut beten, zur Abwehr des Bösen.
Im Lavanttal wurde am Heiligen Abend eine Schüssel süße Milch als Opfermahl vor dem Schlafengehen auf den Tisch gestellt und alle Löffel hineingegeben. Wessen Löffel in der Früh übergedreht war, dem drohten Krankheit und Tod. Wenn man in die Mette gegangen ist, warf man einen Blick zum Haus zurück: Zeigte der Stand der Sterne einen Tisch überm Haus, so bedeutete das Hochzeit, zeigte er einen Sarg, bedeutet dies Tod. Sofort nach der Mette ging man aus der Kirche heraus, denn nach der Kirche halten die Verstorbenen die „Totenmette“, sagte man.
Der Christbaum war aufgehängt vor dem Herrgottswinkel, dem wichtigsten Platz im Haus, über dem Stubentisch (Kor- und Saualpengebiet). Der Fixhaken dafür war bereits an der Dekce – es war der Haken, wo sonst die Heiligen Geister hingen, der Haussegen aufgehängt war, der dann wieder zurückgehängt wurde. In der Steiermark wurde er verheizt und wieder ein neuer geschnitzt. Zumeist wurde der Baum verkehrt aufgehängt, mit der Spitze nach unten. Er wurde auch „Himmelsbaum“ oder „Segensbaum“ genannt, weil der Segen von oben kommt. Das war auch eine Platzersparnis, weil es nur wenige beheizte Räume für die vielen Leute auf den Höfen gab. Der alte Christbaum im Lavanttal wurde mit kleinen Rotäpfeln, Keksen mit roten Wollfäden, Kerzen und Würfelzucker in buntem Seidenpapier geschmückt.
Am Heiligen Abend wurden auch traditionelle Süßspeisen bereitet: Das „Piggale“ und das „Oaweible“, als altes Heiligen-Abend-Essen. Im Lavanttal gibt es etwa fünf Arten vom „Piggale“, im Unteren Tal ohne Schlagobers, im Oberen Tal mit Schlagobers.
Man sah die immergrünen Zweige (Tanne, Fichte, Eibe, Mistel und Buchsbaum) als Schutz und Abwehrzauber gegen die Wintergeister in den „Zwölften“: die langen Nächte zwischen Thomastag und dem Tag der Heiligen Drei Könige, in denen „die wilde Jagd“ durch die Lüfte braust. Parallel zum Aufstellen des Christbaums entwickelte sich der Brauch, seinen Lieben zu Weihnachten Geschenke zu machen, die „das Christkind bringt“. Bis zum Aufkommen des Christbaums waren Nikolo und Neujahr die klassischen Geschenkstage.
25. Dezember:
Der Christtag ist der Hauptfesttag der Weihnachtszeit. Als Ursprung gilt das römische Fest des Sonnengottes oder das germanische Julfest. Es ist der Tag der Heiligen Familie.
Jetzt gab es drei verschiedene Fleischsorten: gekochtes (grünes), gebratenes (Schweinsbraten) und geselchtes Schweinefleisch. Nach dem Essen gingen die Kinder, um die Obstbäume beim „Bamlebusln“ zu umarmen: „Bamle, ni ni, schau dass du’s nächste Jahr so voll werst wie jetzt i.“.
26. Dezember:
Stefanitag, erinnernd an den Tod des Heiligen Stephanus, zweiter Weihnachtsfeiertag. Tradition sind das Stefanireiten und die Salzweihe in der Kirche.
27.Dezember:
Johannestag, Hanstag: Johanneswein wird in der Kirche geweiht und führ Hochzeiten aufgehoben. Dann zum Johannessegen zum Trinken gegeben.
28. Dezember:
Tag der unschuldigen Kinder. Im Lavanttal gehen die, mit frisch geschnittenen oder vom Krampustag aufgehobenen Weiden- und Birkenruten, die Kinder zum Frisch-und-gsund-Schlagen von Haus zu Haus, mit dem bekannten Spruch:
"Frisch und gsund, frisch und gsund
Lang leben und gsund bleibm!
Nix klunzn und nix klogn
Bis i wieda kim schlogn!
Dos Christkindl mit die gekrauseltn Hoor
Wünscht dir a guats neues Johr!"
und einer Rute, womit Glück im nächsten Jahr gewünscht wird. Der Tag erinnert an die in Betlehem neu geborenen und auf Geheiß des König Herodes ermordeten Kinder.
31. Dezember:
Letzter Tag des Jahres im Gregorianischen Kalender, geht auf Papst Silvester I. zurück. Das dritte Mal „Rachn“. Sämtliche Räume, zuletzt jener, in dem der Christbaum steht, werden geräuchert – früher, um böse Geister zu bannen und für die Ankunft des Herrn zu vertreiben. Geräuchert wird auch am Heiligen Abend und am Abend vor den Heiligen Drei Königen. Die Bräuche gewähren einen Blick in die Zukunft: Bleigießen und Eiweißgießen.
1.Jänner:
Neujahr. Alte Bräuche sind das Turmblasen und das Neujahrswünschen.
5.Jänner:
Vorabend zu den Heiligen drei Königen: Das vierte Mal „Rachn und Sprengen“, aus dem geweihten Holz vom Palmbuschen werden Kreuze gemacht, am Acker wird mit dem Rachhäfn ein Rad geschlagen, er wird in den Getreideacker gestellt. Ein Kreuz wird daneben in den Boden gesteckt, es wird gebetet. Das Radschlagen mit dem glühenden Rachhäfn ist eine Erinnerung an die Wintersonnenwende.
6. Jänner:
Tag der Heiligen Drei Könige. Christus Mansionem Benedicat (Christus segne dieses Haus) wurde im Volksglauben zu Caspar, Melchior und Balthasar. So werden heute die Heiligen Drei Könige genannt. Caspar brachte dem Jesuskind Weihrauch, Melchior die Myrte, Balthasar als Fürst des Glanzes das Gold. Das Dreikönigssingen wurde bei uns 1955 eingeführt.
Margot Hohl 2009 für die WZ