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Schloss Wiesenau

Schloss Wiesenau im Lavanttal

Informationen zum Zugang und Besichtigung des Schloss Wiesenau.
Das Schloss Wiesenau Heute und Früher
Das Schloss Wiesenau Heute und Früher

Schloss als Philosophen-Klause

Der „Wiesenauer Kreis“ machte das gleichnamige Schloss nahe Bad St. Leonhard einst zu einem kulturellen und geistigen Zentrum. Namhafte Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts, darunter selbst Erzherzog Johann, diskutierten hier über Gott und die Welt. Ein Streifzug durch die Geschichte der hiesigen Philosophie.

Edel und märchenhaft steht das Renaissanceschloss Wiesenau mit hohem Walmdach und einem kleinen hölzernen Uhrturm vor dem Betrachter. Den Weg dahin säumen schlanke Birken. Heute sind hier Betriebswohnungen untergebracht.

Johann Tobias Bürg

Und es hat eine außergewöhnliche Geschichte: 1579 unter Sigmund von Pain als Besitzer der Herrschaft Lichtengraben, der durch die umliegenden Bergwerke reich geworden war, erbaut. Nach turbulenten Besitzerwechseln wurde Schloss Wiesenau 1814 von Chemiker Johann (Joseph) Söllner (1769 – 1838), dem Direktor der Wolfsberger Bleiweißfabrik, um rund 11.000 Gulden ersteigert. Er ließ das bereits desolate Anwesen restaurieren.
Seine Gattin Elisabeth Söllner geborene Fortschnigg (1776 – 1826), gebürtige Klagenfurterin, machte ihr Anwesen zu einer bedeutenden Wissenschafter- und Philosophen-Klause der damaligen Gesellschaft. Das entscheidende Ereignis ihres Lebens war, dass ihr dort der Nürnberger Arzt und Philosoph Johann Benjamin Erhard (1766 – 1826) begegnete. Mit ihm, den auch Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) und Friedrich von Schiller (1759 – 1805) hoch schätzten, stand „Elise“ jahrzehntelang in Briefwechsel, und dieser gibt auch Aufschluss über das Leben und Denken des „Wiesenauer Kreises“, über das Streben nach Selbstveredelung und den „wahren“ Werten.

Leopold von Buch

Wichtige Probleme der Zeit, Fragen aus Politik, Gesellschaft, Wissenschaft, Literatur und Kunst wurden im „Wiesenauer Kreis“ mit Mitgliedern aus Wissenschaft, Dichtung und Philosophie diskutiert. So etwa Franz Paul Freiherr von Herbert (1759 – 1811), Kunstmäzen und wichtigster Vertreter der Aufklärung in Österreich, der auch die Bleiberger Bergwerks-Union gegründet hat. In Bad St. Leonhard begraben liegt der damals international anerkannte kaiserliche Hofastronom und Universitätsprofessor Julius SchnellerJohann Tobias Bürg (1766 – 1835). Der gebürtige Wiener verbrachte bereits während seiner aktiven Zeit viele Wochen auf Schloss Wiesenau im Lavanttal und zog sich nach Beenden seiner beruflichen Laufbahn ganz hierher zurück. Fast völlig taub wohnte er in einem Dachstübchen des Schlosses und widmete sich weiterhin astronomischen Belangen. Auch Geognost und Reiseschilderer Christian Leopold Freiherr von Buch (1774 – 1853), Historiker Julius Franz Schneller (1777 – 1833) sowie der Maler Josef Possod, der mehrere Angehörige der Familie Söllner porträtierte, gehörten zum Philosophen-Zirkel. Das wohl berühmteste Mitglied jedoch war Erzherzog Johann von Österreich (1782 – 1859). Mit dem Tod Bürgs und dem Freitod Elisabeth Söllners wurde der Philosophenzirkel aufgelöst.

Erzherzog JohannEbenso Teil des „Wiesenauer Kreises“ war Söllners Schwiegersohn Dr. Johann Carolus von Burger (1808 – 1879), der die Tochter Adalbertha Söllner (1811 – 1842) geheiratet hatte sowie Landwirtschaft und Obstbau im Oberen Tal förderte. Er war es auch, der nach dem Tod der Söllners das Schloss Wiesenau 1847 an Hugo Graf Henckel von Donnersmarck (1811 – 1890) verkaufte. 1929 bis 1933 gehörte das Schloss Herzogin Olga von Leuchtenberg (gestorben 1953), ehe es gemeinsam mit anderen Besitzungen im Oberen Lavanttal an die Holzeinkaufsstelle Schweizerischer Papierfabriken (Hespa) Luzern verkauft wurde. 1997 erwarb der Holzindustrielle Hans Tilly Schloss Wiesenau. 2001 bis 2007 befand es sich im Besitz der Firma W&T Holding GmbH.
Derzeit gehört es der RZ Holzindustrie und ist eng mit dem angrenzenden Sägewerk verbunden.

Über das Leben auf Wiesenau schreibt Elisabeth Söllner:

„(...) Wir Mütter lesen abends vor, unsere Töchter spinnen oder nähen dabei; selbst lesen sie nicht gern, auch nicht so gut wie wir. Söllner vergräbt sich derweilen in Zeitungen oder chemische oder landwirtschaftliche Bücher oder es wird Tarock mit meinem zweiundsiebzigjährigen Bruder Dechant, der bei uns lebt, und mit dem tauben Gelehrten Astronomen Bürg gespielt, welcher ein vortrefflicher Mensch ist und nun meist bei uns lebt, wie ein liebender Bruder sich an uns schließt und dessen Achtung für Söllner und Liebe für uns Dir einen Beweis unseres Wertes geben kann; denn ich bin stolz auf dieses Mannes Freundschaft für uns. (...) Söllner hat mit großer Zweckmäßigkeit eine Baumschule hier angelegt, welche ihn in der ganzen höheren Gegend unvergessen machen wird, so wie er es durch seine Pflanzungen im unteren Tale ist. (...) Unsere Gegend ist arm, auch wir haben sehr fleißig und mäßig in unseren Wünschen zu sein, um auszukommen; aber die Luft ist rein, das Wasser vortrefflich, eine glückliche Lage des Schlosses lässt uns die Sonne den ganzen Tag genießen, und wenn die niederen Täler mit Nebel erfüllt sind, freuen wir uns immer freundlichen Lichtes der Sonne; unsere Sonnenaufgänge sind wahrhaftig himmlisch, wie eben jetzt, da ich Dir schreibe, alles um mich her vergoldet ist.“

Elisabeth Söllner schied 1826 in Wiesenau freiwillig aus dem Leben.

Schloss Wiesenau

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Schloss Wiesenau

Privatbesitz
Nur von Aussen zu besichtigen.

Wiki
www.bad-st-leonhard-i-lav.at

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Margot Hohl 2009 für die WZ

Bernd Krammer von Lovntol.at

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