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Der Lavanttaler

So tick(t)en die Lavanttaler im Lavanttal / Wolfsberg

Wie viel Profil haben wir? Was macht den richtigen Lavanttaler aus?
Was macht den typischen Lavanttaler aus?
Was macht den typischen Lavanttaler aus?

Ist es der typische robuste Charme, besondere Heimatverbundenheit oder das gesunde Selbstbewusstsein?

Das zumindest hat man seinerzeit von den Lavanttalern gehalten: „Die Bewohner des Lavanttales haben von Haus aus mehr Sinn und Interesse für lokale Probleme als für weltweite Lebensfragen. (…) Aus diesem Grunde erhielten sich die alten Sitten und Gebräuche ihrer Ahnen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ganz unverändert. Erst nach der Erschließung des Tales durch die modernen Verkehrsmittel (…) hat sich gar manches geändert, und das Licht des Fortschrittes leuchete immer heller hinein in die früher so finsteren und rauchgeschwärzten Bauernstuben. (…) Als Respektpersonen galten in den Land- und Berggemeinden der Seelsorger, der Gemeindevorsteher und vor allem der Gendarm (…). Besonders die Wilderer am Hang der Kor- und Saualpe hatten große Angst vor den Gendarmen mit dem Hahnenfederbusch auf dem Hut“, schreibt Ludwig Joham 1958.

Zum Dialekt heißt es: „Die verbesserte Schulbildung und der regere Verkehr mit der Außenwelt haben dazu beigetragen, daß sich die Umgangssprache heute ungefähr in der Mitte zwischen dem alten, dem Fremden manchmal völlig unverständlichen Dialekt und der Schriftsprache bewegt. Mit einem Wort, die Lavanttaler sind in jeder Beziehung aufgeschlossener und weltläufiger geworden. (…) Langsam, aber stetig vermischt sich der Lavanttaler Dialekt (…) mit der Schriftsprache, und es entsteht so eine neue, fortschrittlichere Verkehrssprache, die wohl sehr bald als tatsächliche Kärntner Mundart bezeichnet und gepflegt werden wird. Besonders die Jugend hat für die Schreibweise der alten Mundart kein rechtes Verständnis mehr. Die jungen Leute wollen fließend lesen, und nicht die ihnen oft kaum mehr verständlichen Wörter buchstabieren oder gar in einer Fußnote die Bedeutung eines Wortes nachsehen müssen. Daher dürfen wir vor einer Reformierung der Schreibweise der alten Mundart nicht zurückschrecken.“

„Besonders erfreulich ist es, daß das früher allgemein verbreitete Minderwertigkeitsgefühl der Bauernschaft und Arbeiter vor fremden, städtischen Personen jetzt einem bedeutend gehobenen Selbstgefühl gewichen ist. Daher reagiert die Landbevölkerung heute auch heftig gegen jede Ungerechtigkeit, während sie früher alles über sich ergehen ließ, wie zum Beispiel zur Zeit der Vogtherrschaft. (…) Das religiöse Empfinden war beim Lavanttaler besonders ausgeprägt. Deshalb war das Tal auch als ‚das schwarze Lavanttal’ bekannt. Aber auch vom Aberglauben waren die Lavanttaler bis ins 19. Jahrhundert hinein nicht frei. Der schädlichste Aberglaube war wohl die Furcht des Landvolkes vor der Wirkung eines ausgesprochenen Fluches. Sie wurde häufig von Tagedieben, welche im Gebirge um die einsamen Besitzungen streiften, benützt, um unter Androhung eines Fluches Geld und Lebensmittel zu erpressen.“

Und zu den Unterhaltungen schreibt Joham: „Schon vor mehr als 150 Jahren waren das Kegelscheiben und das Eisschießen beliebte Spiele. Natürlich wurde auch das Kartenspiel mit Leidenschaft gespielt. Die Spielwut nahm manchmal, besonders bei den Dienstboten, solche Formen an, daß häufig Verordnungen gegen das Spielen erlassen wurden. Gesang und Musik wurden im Lavanttal früher nicht gepflegt, die meisten Lavanttaler hatten kein musikalisches Gehör. Außer den träg schleppenden Kirchenliedern und dem Gewinsel der Tanzmusik hörte der Bergbauer überhaupt keine Musik. So konnte sich sein Gehör nicht bilden.“

Dr. Oskar Moser hält im Jahr 1957 fest: „In ihren biologischen Anlagen und stammesbedingten Eigentümlichkeiten entspricht die ländliche Bevölkerung des Bezirkes Wolfsberg wesentlich der leiblich-seelischen Grundart der südöstlichen bayrisch-österreichischen Alpenbevölkerung. Dabei tritt neben mancherlei Elementen aus anderen und älteren Substratschichten doch die bajuwarische Eigenart im ganzen deutlich hervor. (…) „Der Sinn für Reinlichkeit und Ordnung läßt mitunter zu wünschen übrig und ist besonders in abgelegenen Bereichen vielfach vernachlässigt. Derartige Mängel nehmen in den südlicheren Gemeinden etwas zu (…).“

Über den Volkscharakter und die Eigenart des Lavanttalers berichten schon der Herrschaftspfleger von Waldenstein, Josef Anton Naredi, und Pfarrer Mathias Decrygnis aus St. Michael. Beide schildern die Verhältnisse um 1810. Etwas später folgt der Wolfsberger Justiziär Johann von Gallenstein.

Schon Decrygnis unterscheidet zwischen der Bevölkerung des Talbodens, den „Ebnern“, und dem dunklen, hageren Typ der Gebirgsbewohner. Er hebt besonders den kräftigen und etwas schwerfälligen Schlag der Leute hervor. „Sie sind größtenteils breitschultricht, von starkem Knochenbaue, zum schweren Arbeiter anwendbar und gewöhnlich proportioniert gebaut. Ihre Gesichtszüge sind mehr leidentlich als schön, sie haben mehrenteils dunkel- und lichtbraune Haare …“

Naredi schreibt: „Die Gebirgslage machte den Menschen im Bezirke Waldenstein schwerfällig, steif, plump und vorhangend im Gehen, das kalte Klima unempfindlich gegen Krankheiten, aber die schweren Arbeiten unterdrückten sein ganzes Wachstum.“

Als sehr wesentlich hervorstechende Charaktereigenschaften des Bauervolkes führt Naredi Frömmigkeit und Sparsamkeit an. Wie die Männer so seien nach Decrygnis auch die Frauen meist sehr kräftig und im besonderen schöne Gesichtszüge unter ihnen selten. „Wenige sind unfruchtbar. Sie gebären größtenteils große, starke und gesunde Kinder.“

Der Großteil lebte in bäuerlichen und sehr patriarchalischen Verhältnissen. Die Menschen seien im allgemeinen „eher offen in ihrem Wesen als verschlagen, mehr aufrichtig als falsch, aber ziemlich eigensinnig und in der Trunkenheit zu Streit und Raufereien geneigt. Man verzeiht jedoch gerne alle widerfahrene Unbill. Die Eigenliebe überwiegt in der Regel“, sagt Decrygnis, und fügt hinzu: „Doch darf ich keineswegs sagen, daß die Lavanttaler überhaupt Säufer seyen.“

Na, da haben wir ja noch einmal Glück gehabt!

Gedicht „an die Lavanttaler Jugend“ von Ludwig Joham, aus dem Jahr 1958

Wo kommst Du her? Wo gehst Du hin?
Das Leben hätte keinen Sinn,
wüßtest du nicht, woher du kommst,
wohin du gehst und wo du wohnst.
Schau vorwärts, aber auch zurück
Und freue Dich am Lebensglück.
Doch Deine Heimat nie vergiß,
Dein „Lovntol“ `s Kärntner Paradies!

Margot Hohl 2009 für die WZ

Quellen:
Amt der Kärntner Landesregierung (Hrsg.): Planungsatlas Lavanttal, Verwaltungsbezirk Wolfsberg, 1. Teil. Kärntner Volksbuchhandlung: Klagenfurt 1957.
Joham, Ludwig: Altes Volks- und Brauchtum im Lavanttal. Ploetz: Wolfsberg 1958.

Bernd Krammer von Lovntol.at

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