Bedeutung der Ortsnamen im Lavanttal
Bedeutungen der Ortsnamen im Lavanttal

Mailand liegt im Lavanttal
Übersetzungen von Ortsnamen sind im Lavanttal kein Thema. Bis jetzt! Wird über Schaßbach zurecht geschmunzelt? Wie geht es in der Pracken zu? Und was verblüfft in Wunderstätten? Was ist hart in Hart? Ist es kalt in Eisdorf? Und weshalb zankt man sich am Streitberg?
Nachgefragt bei Sprachwissenschafter Univ.-Prof. Dr. Heinz Dieter Pohl, Ing. Hugo Gutschi und Hermine Augustin vom Lavanttaler Heimatmuseum. Ein kleines Glossar.
Tipp: Siehe auch Die Gemeindewappen im Lavanttal
Die Ortsnamen im Lavanttal
- Achalm: auch Zachalm, „Zacholm“ = Hinterhügel
- Agsdorf: früher Abtesdorf = Dorf, das dem Abt (von St. Paul) zu eigen war
- Aich: „Eichenwald“
- Aichberg: Berg, wo Eichen wachsen.
- Allersdorf: geht auf den Namen „Adilhart“ zurück, war einst eine römische Siedlung.
- Altendorf: daneben wurde einst ein neues Dorf angelegt, daher „Altendorf“.
- Andersdorf: früher Entrichsdorf, Antrichsdorf, Andrichesdorph, schließlich Entersdorf = Dorf eines Mannes namens Enterich“
- Arling: könnte vom „Arl“, einem alten Pflug, abgeleitet sein. In diesem Gebiet gab es viele Muren, der Arlbach hat sich hineingefressen, das Land wirkte wie mittels Arl bearbeitet.
- Auerling: abgeleitet von „javor“ = Ahorn. In dieser Gegend wucherten Ahornwälder.
- Blaiken: eine durch Abrutschung entstandene kahle Stelle, zum Dialektwort „Blaike“ = vegetationsloser Hang.
- Dachberg: Die Römer bezeichneten den Ton als „Tech“, dies wurde zu „Tach“ und zu „Dach“. In dieser Gegend wurde der Ton für das „Tachene“ abgebaut.
- Eisdorf: wahrscheinlich „Dorf des Isaak“
- Eitweg: Die zum Tode Verurteilten des Höchstgerichtes auf Hartneidstein wurden begnadigt, mussten aber bei einem Stein den Eid schwören, ein gewisses Gebiet und einen Weg, der mit Eidsteinen markiert war (das heutige Eitweg), nicht zu verlassen.
- Erzberg: zurückzuführen wohl auf ein altes Eisenbergwerk
- Eselsdorf: schon seit mindestens 1435 unter diesem Namen bekannt; der Name ist aber wahrscheinlich nicht auf „Esel“ zurückzuführen
- Ettendorf: abgeleitet vom Namen „Eppo“, in früherer Zeit „Eppendorf“, „der Hof bei der Lavant“.
- Fischering: „bei den Fischern“
- Forst: „Forest“ = kaiserliches Jagdgebiet.
- Framrach: früher Framerich, Vraemreich; ursprünglich Hof- und Personenname, von slowenisch „Framre“
- Fransdorf: auch Fränsdorf, früher „Vrämsdorf“ = Dorf des Vrami (Koseform zu Vramarich und möglicherweise nach einem Verwandten des „Framrach“, wenn nicht gar nach ihm selbst bezeichnet.
- Frantschach: entweder zum slawischen Personennnamen „Branko“ oder „Braniko“; oder auch aus dem slawischen „Borovnice“ = Siedlung im Föhrenwald entstanden; urkundlich erwähnt: ein Dorf namens „Vorhak“ (sprich Vorhach), was Frantschach selbst oder auch ein Nachbardorf gewesen sein könnte
- Frass: zuvor „in der Fraise“, Fraise = großer Schrecken. Im Dialekt bekommt man heute noch „die Fraß“.Gemmersdorf: geht auf den Namen „Germunt“ zurück.
- Glein: früher „Gglein“, nach slowenisch „klein“ = Keil (nach der Form)
- Goding: Gegend des Goda.
- Gönitz: aus slowenisch „Konjec“ = Rossort
- Gösel: vielleicht auf „Göschel“ zurückzuführen
- Götzendorf: althochdeutsch „Dorf des Gezo“, des kleinen Gebhart
- Gräbern: zuvor „Greber“, Mehrzahl zu Grab. Ob es sich bei den „Gräbern“ um eine christliche oder eine vorgeschichtliche Gräberstätte handelt, ist unklar.
- Granitztal: leitet sich von „granica“ = Grenze ab.
- Gries: nach dem Flussschotter, der in der Mundart „Bach-Grieß“ heißt
- Griffen: entstanden aus einem vorslawischen Wort für „Flussmündung“, weil dort die beiden Griffner Bäche zusammenfließen
- Grutschen: wohl von slowenisch „Gruca“ = Erdkloß abgeleitet
- Gumitsch: slowenisch „gumic“ = kleine Tenne, kleiner Vogelherd.
- Hainsdorf: früher Heinsdorf, Dorf des „Heimi“ oder „Heimi“, des kleinen Heinrich
- Hart: zu mittelhochdeutsch „Hart“ = (Sumpf-) Wald
- Hartelsberg/Hartneidstein: zurückzuführen auf den Namen „Hartnid“.
- Hattendorf: Dorf des Hatto.
- Hundsdorf: Offenbar hatten die Bewohner der Hundsdörfer die Jagdhunde der Herrschaft zu betreuen.
- Jakling: früher „Jaggling“, die Kirche ist dem Heiligen Jakob geweiht.
- Kalchberg: meist zurückzuführen auf einen alten Kalkbruch
- Kaltstuben: eigentlich ist Kaltstuben ein Widersinn, wohl eine ironische Bezeichnung; bzw. hat sich die Bezeichnung wohl aus einer alten Erzählung abgeleitet
- Kamp: bedeutet „Bergkamm“, heute noch gibt es das Dialektwort „Kampl“ für „Kamm“.
- Kienberg: Berg, wo Kienholz wächst
- Kliening: zuvor „Klenich“, abgeleitet aus dem slowenischen „hlevnice“ = Stalldorf.
- Klippitztörl: früher „Eisernes Törl“, slow. „hlipica“ bedeutet „windige Gegend“.
- Kollegg: Eck in der Nähe einer Kohlenbrennerei; auch Kalegg gesprochen, daher vielleicht „kahles Eck“
- Koralm: leitet sich von „Kar“ ab.
- Koralpe: slowenisch „Korica“; die „Karalbe“ ist die Alm oberm Kar, ober einer Bergmulde
- Kötsch: slowenisch „Hotesa“ = „Siedlung des Hoteha“.
- Kragelsdorf: Dorf des Kragili, des Starkhals.
- Krakaberg: von slowenisch „krakati“ = krächzen
- Krottendorf: „Dorf, wo sich viele Kröten befinden“ , früher „Crotendorph“Lading: abgeleitet von „ledina“ = brachliegendes Land; Gegend, wo viel Unkraut wächst.
- Lamm: von slowenisch „lom“ = (Erd-)Abbruch.
- Langegg: früher „an dem Lang Ekke“
- Langen: aus altslawisch „Lo(n)g(u)“= Au, Niederwald
- Lausing: aus dem slowenischen „luzina“ = Laugenbach; weist auf eine alte Mineralquelle hin.
- Lavamünd: wo die Lavant in die Drau mündet.
- Lavant: frühe altslawische Form = Labanta, frühe deutsche Form = Lavanta, slowenisch „Labod“ = Schwan, auszugehen ist vom vorslawischen Namen „Albanta“ = weißglänzend, Weißenbach. Heute heißen noch Zuflüsse der Lavant so
- Legerbuch: „Leger“ = Alm, wo Vieh liegt. „Buch“ heißt „Buche“, also: der von Buchen umstandene Weideplatz.
- Leidenberg: zuvor „Ludenberg“, abgeleitet vom slowenischen Namen „Ljudina“.
- Leiwald: früher Leijbalt (slowenisch), genaue Wurzel nicht sicher zu deuten
- Limberg: Er fungierte als Grenzberg („Limes“) in der Provinz der Noriker. Hier wurde Eisen abgebaut, er beschloss dieses Gebiet.
- Loschental: Tal des Losko
- Magersdorf: früher Mägersdorf und Megingozasdorf = Dorf des Megingoz, des Maingas.
- Mailand: Geht man vom Gösel in Richtung Prössinggraben, gelangt man ins Mailand. Hier gibt es im Mai schon Vegetation wie sonst im Sommer.
- Maildorf: Dorf beim Meilenstein.
- (Maria) Rojach: Rojach = Mitte. Wahrscheinlich gab es hier die ersten Besiedlungen. Von Kor- und Saualpe aus wirkt das Rojacher Feld wie eine Plattform, in deren Mitte die Ortschaft liegt.
- Matschenbloch: bedeutet „Richterstuhl“, ein Denkmal des keltischen Kriegsgottes Mars Latobius. Rundherum im ganzen Tal kreisförmig angelegte keltische Kultplätze.
- Mauterndorf: eigentlich „bei den Mautern“
- Messensach: „bei den Monatsleuten“
- Mosern: eigentlich „bei denen in Moosern, bei denen im Moor“.
- Mühldorf: früher Mulidorf
- Neuhaus: zurückzuführen auf „neue gemauerte Burganlage“
- Pack: geht zurück auf „poka“ = die Spalte, oder auf das slowenische „paka“ = Hügel, Anhöhe.
- Paierdorf: früher Peirdorff, „Dorf der Baiern“, „deutschsprachiges Dorf“, Paierdorf liegt in der Nähe der Nordgrenze des alten gemischtsprachigen Gebietes
- Paildorf: vermutlich nach „Beil“, also nach dem Rodeinstrument bezeichnet
- Pfaffendorf: Dorf des Geistlichen.
- Pirk: „im Birkenwald“
- Plestätten: früher Plesteten; genaue Deutung ist unklar
- Pollheim: auch „Pohaim“, „Heim des Pollo“; vielleicht erst als Geschlechtername aus Oberösterreich übertragen
- Pölling: abgeleitet von „poljana“ = ebenes Feld (Plateau).
- Pontnig: Pot = Weg; hierdurch führte der alte Wein- und Heuführerweg, der sogenannte Scherbenweg.
- Pracken: offenbar ein altes Hammerwerk, wo „geprackt“, also das Metall zu Blech ausgeschlagen worden ist.
- Prebl: abgeleitet vom slow. Personennamen „Branko“ oder von „borovnica“ = Föhrenbach. Oder evtl. auch von "pri ljublje" in etwa - "beim guten (lieblichen) Übergang" - ähnlich der Ableitung für den "Loiblpass"
- Preims: eventuell eigentlich „St. Primus“, obwohl die Kirche nicht dem Heiligen Primus geweiht ist. Früher nannte man den Ort auch „die Klippitz“.
- Priel: früher Pruel, Brüel oder Brühl.
- Prössinggraben: Gegend des althochdeutschen Prozzo oder des slowenischen Proso; im Jahr 1506: „der Pressing“Raggane: aus dem slowenischen „rakovnice“ = Krebsenbachdorf.
- Ragglach: aus slowenisch „Rakovljah“ = bei denen in der krebsenreichen Gegend
- Raning: auch Roning geschrieben, abgeleitet von „Ronach“ = im Walde umgefallene, vermoderte Bäume
- Reding: auch „an der Reding“, aus slowenisch „redina“ = selten besuchte oder dünn besiedelte Gegend; zu altslawisch „po redi“ = rar
- Reichenfels: „reich“ an Silber und Gold (Bergbau), aber auch reich an Felsen.
- Reideben: Ebene an der „Reide“ = an der Straßenkrümmung
- Reinfelsdorf: früher Reinfersdorf und Rainfelsdorf; „Dorf des Reginfalt“
- Reisberg: von „Wildbach“ abgeleitet, links und rechts steile Erosionsgräben, ein Berg zwischen Reißbächen.
- Riegelsdorf: Dorf an/auf einem Riegel.
- Ritzing: von slowenisch „Recinja“ = Gegend des RitzoSaualm: volkstümliche Übersetzung des slowenischen „Svinjska planina“ für „Ebersteiner Alm“; slowenisch „svinja“ = die Sau.
Oder man sagt auch, dass es sich bei der Saualpe um einen übersetzungsfehler handeln soll - "svinja" für "schwein", "sau" wäre mit "svinec" für "blei" verwechselt worden - ergo es sich bei der saualpe eigentlich um die "bleialpe" handeln soll. - Schassbach/Schossbach: gehen auf ein älteres Furz- und Scheizbach oder Schaißbach zurück = Bach, der furzartige Geräusche macht. In anderen, alten Quellen ist jedoch auch von „Schafsbach“ die Rede. Es könnte sein, dass dort auf unwirtlicher Gegend nur Schafe weiden konnten.
- Schilting: Dorf der Schildermacher.
- Schleifen: der Name erinnert wohl an eine alte Schleifmühle oder Schleiferei
- Schönberg: schon seit 1559 als solcher Name bekannt; dem bodengebundenen Bauern erscheint nur das, was fruchtbar ist, schön
- Schönweg: Siedlung des Sema (Kurzform zu einem nicht mehr feststellbaren Vollnamen)
- Schwarzenbach: der Bach selbst rinnt parallel zum benachbarten Weißenbach
- Schwemmtratten: wo man Wäsche und/oder Pferde schwemmte.
- Siebending: leitet sich vom Namen „Sigimunt“ ab.
- Siegelsdorf: abgeleitet vom slowenischen Personennamen „Zitogoj“.
- Stadling: „bei den Stadlern“
- Streitberg: Ort, um den gestritten und prozessiert worden istTheissenegg: das mittelhochdeutsche „tis“ bedeutet „Eibe“.
- Thürn: leitet sich von „Turm“ (Felsturm) ab.
- Trumgraben: das Drumm = Endstück, wohl das obere oder untere Ende
- Tschrietes: zurückzuführen auf „cret“, was so viel wie „Sumpfwald“ bedeutet.
- Twimberg: eine relativ junge Bezeichnung, eine alte Form für „Zwingberg“, die heutige Ruine Twimberg war die „Zwingburg“.
- Unterbergen: gemeint ist ein Gelände unter dem Berg oder unter den Bergen
- Unterholz: seit 1395, „der untere Wald“
- Völking: vermutlich slowenischer Ursprung; „Boliknj“ = Gegend des Boliko
- Waldenstein: Stein des Walto.
- Weinberg: wegen des alten Weinbaus so genannt; früher Winsperch bzw. Winperch
- Weitenbach: entweder ein weiter Bach (wenn er bei Hochwasser über die Ufer tritt) oder althochdeutsch „Dorf des Wito“
- Wimpassing: wahrscheinlich von althochdeutsch „Wintboz“ = im Windbruch, wo der Wind die Bäume umgestürzt hat
- Winkling: „bei denen im Winkel“
- Wölch: früher „in der Welchau“, wo die Sonne den Boden aussengt und alles welkt. Im Dialekt ist die Blume nicht „welk“, sondern „wölch“.
- Wölling: früher Welling, eventuell von „Voljava“ = Gegend des Volja
- Wölzing: früher Welzingen, wahrscheinlich aus slowenisch „Volcinja“ = Wolfsgegend
- Wolfsberg: zuvor „Wolfsperch“, entweder „Berg, wo Wölfe vorkommen“ oder von Wolfsberg bei Bamberg übernommen. Es könnte sich auch um einen Personennamen handeln, also „Berg des Wolf“. Dass „Berg“ von „Burg“ kommt, ist möglich, aber nicht zwingend.
- Wois: auch Weus, Woyes, „Siedlung des Vojeha“
- Wolkersdorf: geht auf den Namen „Wolfger“ zurück.
- Wiesenau: der Wieshof, dürfte aus bestehenden Höfen hervorgegangen sein, geht zurück auf die Zeit Karls des Großen.
- Witra: zuvor Witterau, vom slowenischen „vitrow“ = Gegend der Flechtweiden.
- Wunderstätten: Kessel mit einem Kleinklima und Pflanzen, die sonst nirgends wachsen und hier auf wundersame Weise gedeihen.
- Zeil: sehr wahrscheinlich altdeutsch, direkt an der Kante der Gletschermoräne, wo sich die Drau eingefräst hat; Zeile = schmale Linienführung.
- Zellach: auch Zelach; aus dem slowenischen „Selja“ = bei denen in der Ansiedlung
- Zellbach: „in der Zell“, eigentlich ein Bach, der bei einer Einsiedlerzelle vorbeifließt
- Zirbitzkogel: aus dem altslawischen „Crvica“ = die Wurmgegend
Margot Hohl 2009 für die WZ
Weitere Quellen (4): Keller, F.: Monographie des Lavantthales. Ein monographischer Beitrag zur Heimatkunde. Kranzmayer, E.: Ortsnamenbuch von Kärnten I & II. Schober, E.: Das Lavanttal. Schober, E.: Das Lavanttal. Kärntens Paradies.