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1000 Jahre Wolfsberg, oder?

1000 Jahre Wolfsberg - oder warum doch nicht?

Stadtgeschichte (Chronik) sowie Gründungssaga von Wolfsberg.
Fürstliche Bambergische Stadt Wolfsberg mit dem alten Stadtwappen.
Fürstliche Bambergische Stadt Wolfsberg mit dem alten Stadtwappen.

Eine eventerprobte Stadt wie Wolfsberg feiert ihren 1000. Geburtstag nicht?

Kein Wunder: Denn Wolfsberg wurde nicht im Jahr 1007, sondern erst im Jahr 1178 erstmals urkundlich erwähnt. Der verhüllten Geschichte unserer Bezirksstadt auf den Grund gegangen: 1007 bis 2007?

Geht es nach unzähligen überlieferten „Stadtgeschichten“, hätte ganz Wolfsberg ein Jahr lang in Feierlaune sein müssen, denn fälschlicherweise wird nur zu oft geschrieben, Wolfsberg sei im Jahr 1007 erstmals urkundlich erwähnt worden.

Aber alles der Reihe nach: Heinrich der Lahme (973 – 1024, 1146 heilig gesprochen), Herzog von Bayern und Kärnten, der 1002 zum deutschen König und später Kaiser Heinrich II. ausgerufen wurde, übergab seinem gleichnamigen Schwager, Heinrich IV. von Luxemburg, die Herzogtümer Bayern und Kärnten. Nur zwei seiner Grafschaften behielt er, nämlich Villach und das Lavanttal. Aber auch nicht lange: Fünf Jahre später, im besagten Jahr 1007, wurden diese dem Bistum Bamberg gestiftet. Von einer Nennung „Wolfsperchs“ ist hier jedoch noch keine Spur. Deshalb ist eine Erstnennung Wolfsbergs im Jahre 1007 „völlig aus der Luft gegriffen“, wie es auch aus dem Kärntner Landesarchiv unter Direktor Dr. Wilhelm Wadl heißt.

Laut mancher Quellen soll der Bamberger Bischof Eberhard II. von Otelingen (1146 – 1170) „Wolfsperch“ gegründet haben, das lange Zeit auch Sitz der Bamberger Verwaltung in Kärnten bleiben sollte.

1178

Erst im Jahr 1178 – für eine Tausenderfeier für uns leider doch um einiges zu spät – wurde die Feste „Wolfsperch“ und damit auch die zugehörige Siedlung, die zu dieser Zeit noch keine Stadt gewesen sein muss, erstmals urkundlich erwähnt.

Diese Urkunde, natürlich in lateinischer Sprache abgefasst, datiert vom 29. März 1178, und sie ist im Archiv des Stiftes St. Paul aufbewahrt. Mit ihr schlichtete Bischof Otto II. von Bamberg einen Streit zwischen dem Benediktinerkloster und einem bambergischen Ministerialen. Sie wurde „apud castum nostrum Wolfsperch“ (in/bei unserer Burg Wolfsberg) ausgestellt und unter anderem von einem „Fridericus de Wolfsperch“ unterzeichnet. Dr. Rudolf Freisitzer, Professor am Stiftsgymnasium St. Paul, betreut das Archiv im Stift. „Hier ist die Urkunde seit ihrer Entstehung, weil ja ein Streit des Benediktinerklosters damit geschlichtet wird. Einige Hinweise deuten auf eine Rasur, also eine Radierung hin, und die Urkunde dürfte von zwei verschiedenen Handschriften geschrieben worden sein. Hier könnte also nachträglich noch etwas verändert worden sein“, sagt Freisitzer. Am Einschlag rückwärts eingehängt ist ein spitzovales Siegel, das einen Mann, stehend, zeigt. Die rechte Hand hält er zum Segen leicht erhoben, mit der linken hält er ein Buch an der Brust. Rundherum die Inschrift: „OTTO DI GRA BABENBERGENSIS ELECTVS“.

Stadt und Schloss Wolfsberg vor dem Umbau zum heutigen Ausehen.

Bezeichnung als Stadt

Auf Urkunden vom 14. beziehungsweise 16. November 1298 wird Wolfsberg als Stadt bezeichnet, ein Stadtwappen findet sich bereits auf einer Urkunde vom 14. Juli 1293. Andere Quellen besagen, dass Wolfsberg erst 1331 durch Bischof Wertho von Bamberg das Stadtrecht verliehen worden sei. In der Folge hat sich Wolfsberg behauptet: Hermann von Cilli belagerte 1425 vergebens die Stadt, und auch die Türken wurden 1478 in Wolfsberg erfolgreich niedergeschlagen.

Übrigens: Erst im Jahr 1759 kaufte Kaiserin Maria Theresia dem Hochstift Bamberg den Besitz Lavanttal (und Villach) um eine Million Goldgulden ab, und so kam das Lavanttal zu Österreich. Die mehr als 750-jährige „Bambergische Periode“ der Region war damit zu Ende.

1000 Jahr Feier

Also, liebe Lavanttaler: Feiern ist immer erlaubt, und in diesem Jahr, dem nur mehr wenige Wochen bleiben, können wir den 829. Geburtstag unserer Bezirksstadt feiern. Wolfsberg freut sich. Doch bis zum Tausender heißt es noch Warten. Und zwar 171 (Stand 2007) lange Jahre.

Der Original-Wortlaut der Urkunde aus 1178 in deutscher Übersetzung:

„Der Erwählte Otto II. von Bamberg verkündet die Beilegung des Streites zwischen dem Kloster St. Paul und dem bischöflichen Ministerialen Otto von St. Marein, demnach dieser dem Abt Pilgrim drei dem Kloster weggenommene Huben zurückstellt, mit denen er und seine Söhne belehnt werden sollen, und eine Hube in Magersdorf mit Vorbehalt lebenslänglichen Nutzgenusses schenkt.“

Urkunde aus dem Jahre 1178 mit dem Siegel.

Gründungssage von Wolfsberg: „Der Dank des Bergmännleins“

Im Lavanttale breitete sich einst ein weiter See mit dunkelgrünem Wasser aus, von mächtigen Bergen eingerahmt, die seine Fluten am Abfluss hinderten. Nur wenige Leute wohnten an den Ufern. Im Innern der Koralpe hausten damals Zwerge, denen man nachsagte, dass Gold und andere Schätze in Haufen aus dem Berge trügen und an unzugängliche Orte brächten. So fingen die Bauern ein Zwerglein und hielten es dreißig Jahre lang gefangen, obwohl es beteuerte, keine Schätze zu besitzen. Von Sehnsucht nach dem Berge gequält, bot der Zwerg an, sich im Falle einer Freilassung durch eine Tat dankbar bezeigen zu wollen, die allen Anwohnern des Sees ungeheuren Nutzen bringen werde. Sie ließen ihn laufen. Bald vernahmen sie ein furchtbares Rollen im See. Alles eilte bestürzt dem Wasser zu, man fürchtete ein neues Unheil.

Doch: Der See war verschwunden, und ein breites Tal, dessen schlammiger Boden vortreffliches Acker- und Wiesenland spendete, dehnte sich vor ihnen aus. Nach und nach bauten sich dort Menschen an. An jener Stelle, wo der See am tiefsten gewesen, wurde Wolfsberg erbaut.

Margot Hohl 2009 für die WZ

Bernd Krammer von Lovntol.at

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