B70 Packer Straße
B70 Packer Straße in Kärnten
B70 - Mehr als eine Straße
Alle Wege führen nach Rom, die Packer Straße alias B70 mit insgesamt knapp 160 Kilometern Länge führt aber vorerst einmal durch das Lavanttal. Vor dem Bau der A2 war sie die Hauptverkehrsader, die durch unseren Bezirk führte. Ein Blick in den Rückspiegel.
Der Übergang über den Packsattel, an dem die nach ihm benannte Packer Straße ins Lavanttal eintritt, ist sehr alt. Früher war er unter „Vier Töre“ bekannt. Lange Zeit war es aber nur ein Saumweg, der das Tal mit der Weststeiermark verband. Hier wurde im Mittelalter vor allem Wein transportiert, jedoch kam der Trank auch über Obergösel, über die „Weinebene“ zu den Lavanttalern. Vom steirischen Ort Pack zogen die Säumer mit der kostbaren Weinladung dem Kalchergraben zu, den sie in einem weiten Bogen passieren mussten. Dann ging es über die Almweiden nach Preitenegg, wo eine Urkunde aus dem Jahr 1288 bereits eine Kirche erwähnt. Von dort aus zogen die Säumer in etlichen Kehren über die Hänge des Schuchkogels in den Waldensteiner Graben hinab, ein traditioneller Eisenglimmerbergbau-Ort.
Unter Waldenstein ging es durch eine Schlucht, dem heutigen Twimberger Graben, weiter ins Lavanttal. Am linken Ufer der Lavant mussten alle Säumer halten, denn hier wurden die Frachten von den Herren der salzburgischen Feste Twimberg kontrolliert. Der Säumerweg über die Pack wurde erst spät zu einem brauchbaren Fahrweg ausgebaut. In der Zauchenberger Straßenkarte aus dem Jahr 1781 scheint erstmals ein solcher Weg auf. Dieser Fahrweg konnte nun auch von den Fuhrwerken des Waldensteiner Eisenglimmerbergbaus verwendet werden.
Im Jahr 1834 reiste der Dichter der deutschen Nationalhymne, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874), dem heutigen Wolfsburg in Deutschland, über die Pack nach Kärnten ein und hielt über seine Fahrt von Preitenegg nach Waldenstein fest: „Der Weg ist beinahe immer sehr abschüssig. Viele Menschen zu Roß und zu Wagen fanden hier den Tod, alles zerschmetterte und stürzte in die Tiefe hinab. Die Angehörigen haben oft dergleichen traurige Erlebnisse auf Holztafeln abmalen lassen und die Bitte hinzugefügt, für die armen Seelen zu beten.“
Nach dem Ersten Weltkrieg verlor Österreich im Friedensvertrag von Saint Germain die Südsteiermark und damit eine Hauptverkehrslinie der alten Monarchie: die Bahnstrecke Graz-Marburg-Klagenfurt. Der zunehmende Verkehr zwang zum Ausbau der ehemaligen Weinstraße in das Lavanttal zu einer damals modernen Verkehrsader. Am 23. September 1930 wurde bei den „Vier Tören“ am Packsattel der erste Spatenstich zur neuen Bundesstraße vorgenommen, am 31. Mai 1936 wurde die Höhenstraße feierlich eröffnet und nach dem Anschluss Österreichs bis 1945 als Teil der Reichsstraße 333 geführt. Sie führt von Graz über Lieboch, Voitsberg und Köflach über den Packsattel auf 1169 Metern Seehöhe ins Lavanttal, über Waldenstein und den Twimberger Graben bis Frantschach-St. Gertraud (wo sie 2008 neu gestaltet und saniert wird), Wolfsberg, und verlässt das Lavanttal nach St. Andrä über den Brennerberg in Richtung Griffen, von wo aus sie über Völkermarkt bis nach Klagenfurt führt.
Ihre lokalen Straßennamen sind zum Beispiel: „Kärntner Straße“ in Graz, in Wolfsberg-Süd ist die B70 auch unter „Klagenfurter Straße“ bekannt. Bis zum Bau der Südautobahn A2, der ab den 1960 forciert wurde, war die Packer Bundesstraße die wichtigste Verbindung zwischen Graz und Klagenfurt.
Quellen:
Schober, Eduard: Das Lavanttal. Kärntens Paradies. Kärntner Druck: Klagenfurt 1976.
Stejskal, Herbert (Hrsg.): Kärnten. Geschichte und Kultur in Dokumenten und Bildern. Von der Urzeit bis zur GegenwartUniversitätsverlag Carinthia: Klagenfurt 1985.
Margot Hohl 2009 für die WZ