Frater Michael Bauer
Frater Michael Bauer im Lavanttal
Die Stoppuhr daheim lassen
Michael Bauer, Benediktinerfrater im Stift St. Paul, hat seine Leidenschaft für die Spiritualiät und das Laufen zu Papier gebracht. Das Ergebnis ist ein „Trimm-dich-Pfad“ für Körper, Seele und Geist.
Blue Jeans, T-Shirt und Canvas-Rucksack anstatt einer braunen Mönchskutte? „Der Heilige Benediktus hat gesagt, man soll sich so anziehen, wie es in der Region üblich ist“, sagt Benediktinerfrater Michael Bauer. Und daran hält er sich auch. Kein Mensch würde ihm an diesem sonnigen Vormittag in Wolfsberg ansehen, dass er eigentlich als Mönch im Stift St. Paul lebt. „Das Ordenskleid ziehe ich nur im Kloster und bei öffentlichen Anlässen an. Es ist doch sehr unpraktisch, man steigt immer drauf. Zum Beispiel bei einer Autopanne ist das sicher unpraktisch.“ Diese absolute Lebensnähe, die man von einem Mönch nicht gleich erwartet, zeigt sich nun sozusagen auch Schwarz auf Weiß: „Patch Adams hat einmal gesagt: Schalte den Fernseher ab und stelle dich selber dar. Das habe ich im vergangenen Sommer getan, habe abends zwei, drei Stunden geschrieben.“
Das Resultat ist Bauers erstes Buch „Die Seele läuft mit. Die meditative Laufschule für Fitness und innere Harmonie“, erschienen im Integral Verlag. Der Inhalt für den Leser ist eine einzige Einladung zu sich selbst, ist ein weiser und dennoch moderner Ratgeber. „Ich habe mir beim Laufen so meine Gedanken gemacht, und dann war es in meinem Kopf eigentlich schon fertig.“ Als es dann auch als Manuskript fertig war, hat der gebürtige Granitztal er es an 15 verschiedene Verlage gesandt. „Acht davon antworteten gleich, und ich habe mir den Verlag ausgesucht, der mir am meisten zugesagt hat.“ Der gewählte und von Bauer sehr gelobte Verlag „Integral“ gehört zu Bertelsmann in München.
Die Thematik dreht sich rund um das ufen und die Spiritualität. „Ich bin leidenschaftlicher Läufer, und man kann eine Laufstrecke als Lebensstrecke sehen. Es führt weg vom Leistungswahn. Man muss beim Laufen und bei der Bewegung voll präsent sein, vieles ist heute so hektisch“, sagt Frater Michael. „Für viele ist es schwer, von 100 einmal auf Null zu kommen, im Laufen innehalten. Es ist Sinnbild des Lebens. Man muss auch mit sich allein sein können, die Stoppuhr daheim lassen und nach der inneren Uhr laufen.“ Denn „die Seele läuft mit“, wie der Titel schon sagt. „Die Spiritualität beim Laufen, das meditative Laufen ist eigentlich nichts Neues“, sagt Bauer, der sich eingehend mit tibetanischen und indischen Traditionen beschäftigt, Bekanntschaft mit einem Berater des Dalai Lama pflegt und in einigen Seminaren, die er im Stift St. Paul veranstaltet hat, schon manch berühmten Österreicher auf seiner Sinnsuche geholfen hat. Stichwort berühmt: Auch Bundeskanzler Dr. Alfred Gusenbauer zählt – so schrieb er Frater Michael in einem Brief – zu den Lesern seines Buches.
Zum „Glauben“ fand Bauer schließlich durch sein Interesse für das Mönchstum. „Ich hatte immer Kontakt zum Stift St. Paul, habe früher Kampfkunst praktiziert. Mir gefällt die Idee de Mönchstums dahinter. Es ist eine alternative Lebensform. Dazu muss man nicht Pfarrer sein.“ Seine Interessen sieht Bauer durchaus auch in anderen und vor allem östlichen Religionen, in Literatur und Medien, in Kabarett. Und in der ganzheitlichen Sicht auf den Menschen. „Man muss hingehen, auf die Leute zugehen und nicht warten, bis jemand anklopft. Man lernt dabei so viel und schmeißt die ganzen Vorurteile weg, die man einfach hat.“ Als er seine Seminare schließlich aus Platzmangel aufgrund der vielen Teilnehmer nicht mehr anbieten konnte, entstand die Idee zu einem Buch. „Wenn eine Tür zufällt, tut sich wo anders wieder eine auf. Meiner Familie und im Kloster habe ich erst am Schluss etwas vom Buch erzählt. Über ungelegte Eier soll man nicht zu viel gackern.“
Frater Michael Bauer: „Die Seele läuft mit. Die meditative Laufschule für Fitness und innere Harmonie.“ Integral: München, 2007. ISBN: 978-3-7787-9174-5.
Margot Hohl 2009 für die WZ