Werbung

Glaskunst aus St. Vinzenz

Glaskunst aus St. Vinzenz

Ein wertvolles Stück Lavanttaler Kulturgeschichte liegt hoch oben auf der Soboth verborgen.
Glaskunst aus St. Vinzenz
Glaskunst aus St. Vinzenz

Als Glasbläserdorf machte St. Vinzenz seinerzeit von sich reden. Heute sind Erzeugnisse der Glashütte unter Sammlern heiß begehrt.

Nach St. Vinzenz kommt man nur, wenn man für einige Meter Kärntner Gebiet verlässt. Über die Steiermark geht es entlang des Soboth-Stausees schließlich ins ehemalige Glashüttendorf, das heute wie in einem tiefen Dornröschenschlaf schlummert. Erst durch den 1990 fertig gestellten Stausee wurde auch die kleine Ortschaft wieder bekannter.

St. Vinzenz verdankt seine Entstehung der Glaserzeugung. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts sind auf der Koralpe zahlreiche Wald-Glashütten entstanden. Die reichen Quarzvorkommen und die Hochwälder haben die handwerksmäßige, später die industrielle Glaserzeugung auf der Koralpe begünstigt. Das kleine Kirchenfenster in St. Vinzenz mit der Aufschrift „Glas“ und „Strom“ samt zugehöriger Jahreszahlen erinnert an einst große Zeiten, die das Dorf als Hochburg der Glaserzeugung auf der Koralpe erlebt hat. Erzeugt wurde Hohl-, Tafel- und Spiegelglas.

Das Glas wurde damals in vielen sorgfältigen Arbeitsschritten gefertigt, wie der St. Pauler Franz Wriesnik als Sammler des St. Vinzenzer Waldglases weiß. „Das Glas kriegt man heute kaum mehr, es kennt keiner mehr, höchstens noch auf Antik- und Flohmärkten in größeren Städten“, sagt Wriesnik. Einige seiner rund 70 Stücke, die zum Teil mehrere hundert Euro wert sind, hat er geerbt. „Es hat mich dann sehr interessiert, und ich habe weiter gesammelt.“

Doch worin liegen die Merkmale des Glases aus St. Vinzenz, das nur zu oft mit den Produkten der ehemaligen Glashütte Ferdinandsthal verwechselt wird? – „Es gibt nur wenige Merkmale“, sagt Wriesnik. „Einen Stempel oder ähnliches gibt es nicht. Die Leute glauben oft, das St. Vinzenzer Glas muss aufgrund der verwendeten Pottasche gelblich sein. Später wurde aber schon mit Chemikalien gearbeitet.“ So seien einige Stücke auch leicht rosa gefärbt. Außerdem: „St. Vinzenzer Glaserzeugnisse sind flaschen- oder birnenförmig mit Bordüre am verjüngten Flaschenhals“, erklärt der Experte, der einige Kopien der handgeschriebenen Protokolle der Glashütte besitzt. „Dieses Glas kann heute nicht mehr nachgemacht werden.“

Doch wie kam es zu der Einzigartigkeit dieses „Waldglases“ aus St. Vinzenz, unter welchen Voraussetzungen wurde hier produziert? – Die Glashütte St. Vinzenz war eine Gründung der Mönche des Benediktinerstiftes St. Paul. Als Arbeiter siedelten sich im neuen Glashüttendorf schließlich hauptsächlich Einwanderer aus Deutschböhmen an, aber auch einzelne Militärflüchtlinge aus dem Lavanttal und der Oststeiermark. In der Blütezeit gab es in St. Vinzenz 49 Häuser mit 440 Einwohnern. Doch ohne Kohle und Eisenbahn war das Glasbläserdorf wirtschaftlich nicht konkurrenz- und überlebensfähig. 1870 war der Niedergang der Glashütte schon abzusehen, 1878 ging durch politische Wirren der Absatzmarkt auf dem Balkan verloren, starke Konkurrenz deutscher Märkte und die schwierige Transportsituation führten noch im selben Jahr zur Schließung der Glashütte. Heute sollen noch Reste der einstigen Glashütten zu erkennen sein.

Buchtipps

  •  Kuehs, Wilhelm: Die gläsernen Ringe des Satans. Roman. Aarachne: Wien 1998.
  • Tschreppitsch, Bernadette M.: Geschichten aus St. Vinzenz. Heiteres und Historisches aus einem fast vergessenen Lavanttaler Ort. Der Wolf Verlag: St. Michael 2007.

Wie der Koralm-Kristall-Trail zu seinem Namen kam

Durch den Koralm-Kristall-Trail, einem Weitwanderweg, der von der Steiermark schließlich bis nach Slowenien reichen soll, wird unter anderem auch das alte Kulturgut der Glashütten, die auf der Koralpe schlummern, erhalten. Die Region rund um die Soboth, wo auch St. Vinzenz liegt, ist als Themenregion „Wasser und Glas“ im Kristall-Trail vertreten. Entlang des Trails sind insgesamt rund 30 Tafeln montiert, die den Wanderern die Themen des so genannten „sanften Tourismus“ näher bringen sollen. Das Wort „Kristall“ macht den Bezug auf die historische Glasindustrie deutlich.
Übrigens: Im Stausee Soboth kann nach Kristallen getaucht werden.

Margot Hohl 2009 für die WZ

Bernd Krammer von Lovntol.at

★★★★★ von
Lovntol auf Facebook / YouTube