Fichte auf Abschiedsbesuch
Fichten im Lavanttal & Wolfsberg

Das Lavanttal! Botanik-Experte Ing. Hugo Gutschi über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Lavanttaler Wälder und den neuen „Waldtypenplan“, der im Lavanttal einiges verändern wird.
Manch Ortsname weist noch auf die – vor allem im Herbst - bunte Vergangenheit unserer Region hin: Theißenegg auf die Eibe, Legerbuch auf die Buche, Aichberg auf die Eiche. Und Lavanttals Botanik-Experte Ing. Hugo Gutschi bestätigt: Früher standen im Tal Buchen, Eichen, Kiefern, Tannen, Eiben und auch die Ahorn.
Die Fichte, heute dominant im Erscheinungsbild und im Herbst leider nicht bunt, stand in dieser Reihung damals erst an fünfter Stelle. „Durch die historische Glasindustrie, den Eisenbergbau, der noch aus der norischen Zeit stammt, den Kupfer-, Gold- und Silberbergbau wurde Brennholz benötigt, es wurde alles abgeholzt. Die Folgen waren Muren, das Tal war praktisch unbewohnbar“, sagt Gutschi. Damals, im 18. Jahrhundert, war Kaiserin Maria Theresia (1740 – 1780) Regentin, die entschied, dass im Lavanttal fortan Fichten gesetzt werden sollen.
Die Vorteile: gerader, relativ rascher Wuchs, Bauholzlieferant. Die Nachteile: „Heute stehen Fichten an Standorten, wo sie einfach nicht hingehören. Es gibt kaum unverfälschte Wälder, alle zielen auf Bewirtschaftung hin.“ Auch im Lavanttal. Denn: „Die Fichte verträgt keine warmen Füße, das versteht jedes Kind. Sie ist ein Flachwurzler, kann auch Permeis vertragen und ist in der Tundra zuhause. Sobald sie es zu warm hat, kann sie nicht genug Lebenskraft sammeln und wird anfällig. Der Borkenkäfer ist immer und überall und kann geschwächte Bäume angreifen und sofort Eier legen. In die Bohrlöcher gelangen auch Pilzsporen, so werden schon junge Bäume infiziert“, warnt der Botanik-Experte.
Generell fühle die Fichte sich wohler, je höher sie steht, etwa ab 1400 m Seehöhe. „Mit der Erwärmung wandert die Fichte noch weiter in den Norden, man kann das schon im Lavanttal gut sehen. Südwärts wird der Wald immer schlechter“, so Gutschi. Nur im Oberen Tal, auf schattseitigen Hängen in Ost-West-Seitengräben, gebe es noch Holzzuwachs. „Im Unteren Tal erreicht der Zuwachs oft einen Festmeter nicht. Es hat auch wirtschaftliche Folgen, wenn Bäumen an zu warmen Standorten stehen“, warnt er.
Aber wie lange können wir die Fichte noch halten? – Gutschi: „Sie ist nur mehr auf Abschiedsbesuch da. Die große Masse ihrer Brüder ist schon in der Tundra“, verweist er auf den „naturnahen standortgemäßen Waldtypenplan“, ein flächendeckendes, neues Programm für Österreich. „Gerade in Kärnten gibt es schon einige solcher Projekte, das geht auch auf Kleinflächen“, ist Gutschi überzeugt. Denn: „Im Lavanttal wurden eine Fichten-Monokultur herbeigeforstet, schwere Insektizide gespritzt. So sind Nischen entstanden, wo die natürlich wachsenden Laubbäume zerstört wurden und die Fichte nicht wachsen kann.“
Und gerade in diese Nischen kommen jetzt schon die Neuen: Die „falsche Akazie“, auch als Robinie bekannt, hat sich bereits am Wolfsberger Schlossberg angesiedelt. Sie ist giftig, nur die weißen, duftenden Blüten sind essbar. Anstatt ihrer fächerförmigen Blätter hat sie auch oft einen langen, beinharten, nadelspitzen Dorn als Fressschutz. Dabei ist sie bei uns vor ihren natürlichen Feinden – Elefant, Giraffe, Antilope – sicher. Außer vor dem Menschen: „Tischler verwenden die Robinie wie Eichenholz zur Möbelerzeugung.“
Für den Hausgarten ist sie laut Gutschi aber nicht zu empfehlen: „Die falsche Akazie vermehrt sich enorm schnell und wird bis zu 20 Meter hoch.“ In einigen Hausgärten bereits präsent ist ein anderer Baum, der bald von selbst im Lavanttal Einzug halten wird: „Der Eukalyptusbaum mit seinen grün-blau-silbrigen, runden oder länglichen Blättern ist auf der Südseite der Alpen schon angekommen. Es gibt davon winterharte Sorten, die sich bei uns ansiedeln werden“, so Gutschi. Das Holz kann – man lese und staune – zur Papiererzeugung verwendet werden, das Nebenprodukt Eukalyptusöl kommt in der Medizin zum Einsatz.
Ob mit dem Eukalyptus auch die Koalabären ins Lavanttal kommen?
Margot Hohl 2009 für die WZ