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Jüngling von Walter Melcher

Jüngling von Walter Melcher im Lavanttal

Der Bronzeguss vor dem KUSS in Wolfsberg ist ein Werk des Künstlers Walter Melcher.
Der Jüngling von Walter Melcher vorm KUSS
Der Jüngling von Walter Melcher vorm KUSS

Der Jüngling vom Künstler Walter Melcher vorm KUSS

Der Bronzeguss vor dem KUSS in Wolfsberg ist ein Werk des Künstlers Walter Melcher. Kopflastig, zart und besorgt, scheint er sich gen Stadtzentrum zu wenden. Aber das ist bloß eine Möglichkeit der Interpretation … Denn der „Jüngling“ hat eine bewegte Geschichte.

Walter Melcher über sein Werk: „Am Rande bemerkt: Ich habe diese Brunnenfigur vor Jahren in Ton geformt und erst viel später zum bekannten kroatischen Kunstgießer UJEVIC nach Zagreb gebracht. Er hat dann die Gussformen angefertigt und die Plastik gegossen. Genau in dieser Zeit begann der Balkankrieg, sich auf die Westkraina auszudehnen, und die gefertigte Plastik, die damals zur Zollabfertigung am Hauptzollamt in Zagreb auf ihre Ausfuhrgenehmigung wartete, wurde von den Behörden konfisziert. Ich hatte arge Befürchtungen, dass der Bronzeguss wieder eingeschmolzen würde, weil er in Kartuschenform für panzersprengende Munition in der kroatischen Armee kriegsdienlicher gewesen wäre. Nach zahlreichen persönlichen ergebnislosen Urgenzen, hat damals Dr. Hubert Schattleitner über die Handelskammer der Lavanttaler Wirtschaft schließlich doch erfolgreich eine Ausfuhrgenehmigung für die Plastik erwirken können.

Wenn ich heute am Brunnen vorbeifahre, denke ich immer wieder an die große Katastrophe, die sich nur etwas mehr als hundert Kilometer von uns entfernt abspielte. Ich denke daran wie leicht ein scheinbar stabiles System kippen kann und Pflugscharen wieder über Nacht zu Kanonen umgeschmiedet werden. Ich denke an die zaudernde und beschämende Haltung Europas, diesen Konflikt zu beenden. Ich denke daran, dass wieder einmal die viel geschmähten ,Amis’ den Karren namens Balkan aus der Misere ziehen mussten, indem sie den Aggressor quasi ins Mittelalter zurückbombten. Ich denke an Milosevic, an Mladic und Zjelko Rasnatovic, genannt Arkan, und an die mit Uran angereicherten Projektile, die beim Einsatz der Amerikaner und der Nato ausprobiert wurden. Ich denke daran, dass die tapfere Carla del Ponte jetzt in Buenos Aires sitzt, wohin man sie als ehemalige Chefanklägerin des europäischen Kriegsverbrechertribunals nach Argentinien nunmehr als Botschafterin der Schweiz hinbefördert hat. Ich habe dem Jüngling ursprünglich ein lachendes Gesicht gegeben, als ich ihn hier in Österreich modellierte; nachdem ich ihn wieder aus Zagreb zurückbekam, hatte er ein ernstes Gesicht."

Margot Hohl 2009 für die WZ

Bernd Krammer von Lovntol.at

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