Stiftsgymnasium St. Paul
Stiftsgymnasium St. Paul im Lavanttal
St. Paul, frühes 12. Jahrhundert: Schon kurz nach der Gründung des Benediktinerstiftes im Jahr 1091 wurde auch eine örtliche Lateinschule gegründet. Der Grundstein für das heutige Stiftsgymnasium war damit gelegt. Um das Jahr 1500 soll selbst der Arzt, Alchemist, Astrologe, Mystiker, Philosoph und Lateintheologe Paracelsus (1493 – 1541, eigentlich Philippus Theophrastus Aureolus Bombast von Hohenheim) hier in der St. Pauler Lateinschule geweilt und studiert haben.
Unter Kaiserin Maria Theresia von Österreich (1717 – 1780), die das Kaiserreich von 1740 bis 1780 regierte, wurde die Lateinschule schließlich zu einem Gymnasium erweitert und umgestaltet. Nach ihrem Tod regierte eines ihrer 16 Kinder, ihr Sohn Joseph II. (1741 – 1790), auch „Reformkaiser genannt, bis zu seinem Tod das Land – und hob Stift und Schule im Zuge seiner Reformen auf. Aber schon im Jahre 1809 entstanden beide wieder neu.
Die St. Pauler Bildungsanstalt wurde jetzt als vierjähriges Untergymnasium geführt, dem ein Konvikt angeschlossen war. Im Jahr 1889 wurde für dieses Internat unten im Ort St. Paul ein großzügig ausgeführter Neubau errichtet. Schon acht Jahre später, im Schuljahr 1897/98 wurde das vorerst noch im Stift untergebrachte Gymnasium sukzessive in ein achtjähriges Vollgymnasium umgewandelt. Gleichzeitig wurde damals ebenso ein imposantes neues Gymnasialgebäude geschaffen, womit auch das gesamte St. Pauler Ortsbild einen markanten Akzent verliehen bekam. Die allererste Reifeprüfung am Stiftsgymnasium St. Paul konnte damit den 15, natürlich noch ausschließlich männlichen Kandidaten am 3. Juli 1901 abgenommen werden, die Bildungseinrichtung war inzwischen zum „k.k. Stiftsgymnasium in St. Paul“ geworden, und zwei Tage später, am 5. Juli 1901 wurde das mächtige neue Schulgebäude, das heute wie unverändert das Ortsbild von St. Paul prägt, um damals 350.000 Kronen offiziell und feierlich eingeweiht.
„Einweihung des neuen Gymnasialgebäudes in St. Paul. Anlässlich der am 5. d. J. erfolgten feierlichen Einweihung des neuen Gymnasialgebäudes in St. Paul, welches Fest durch die Anwesenheit des Herrn Landespräsidenten Otto Ritter von Frahdenegg und Monzello und Sr. Excellenz des Herrn Fürstbischofs Dr. Josef Kahn ausgezeichnet wurde, hatte der hochw. Stiftsabt Gregor Ehrlich ein Huldigungstelegramm an Se. Majestät den Kaiser nach Ischl, sowie Telegramme an Seine Excellenz den Herrn Unterrichtsminister Dr. Wilhelm Ritter von Hartel und Se. Excellenz den ehemaligen Unterrichtsminister Dr. Paul Freiherrn von Gautsch abgesendet. Aus der Kabinettskanzlei Sr. Majestät langte hierauf folgendes Telegramm ein: „Sr. Hochwürden dem Herrn Abte des Stiftes St. Paul, Prälat Gregor Ehrlich! S. k. und k. Apostolische Majestät danken huldvollst für die von Euer Hochwürden im Namen auch des Conventes und der anwesenden Gäste anlässlich erfolgten Weihung des Gymnasiums dargebrachte Huldigung. J. A. H. Dienste: Garistini, k. u. k. Sectionsrath.“ – Se. Excellenz Freiherr von Gautsch telegraphierte: „Siftsabt, St. Paul! Soeben in den Besitz der mich hochehrenden Depesche gelangt, bitte, meinen ergebensten Dank für die gütige Erinnerung zugleich mit den wärmsten Wünschen für die Blüthe und das Gedeihen der nun völlig ausgestatteten Anstalt entgegennehmen zu wollen. Gautsch“
Ab 1901 leitete P. Ämilian Hribernig das Stiftsgymnasium St. Paul, schon sechs Jahre später, im Jahr 1907, wurde hier eines der ersten Hallenbäder in ganz Österreich, mit hervorragenden Hygienebestimmungen, errichtet. Zu dieser Zeit unterrichtete auch P. Switbert Lobisser, Maler und Holzschnittkünstler, hier. Schon acht Jahre nach der feierlichen Eröffnung des Neubaus, im Jahr 1909, wurde das Konvikt, genannt „Josephinum“, um zwei Flügelbauten erweitert und erhielt damit seine heutige Erscheinungsform. Damals waren rund 200 Zöglinge (immer noch allesamt männlich, und unter ihnen zwischen 1911 bis 1914 auch der spätere große Volksschauspieler Paul Hörbiger aus Wien) am Stiftsgymnasium St. Paul untergebracht, einem modernen, auf dem höchsten Standard seiner Zeit stehenden Erziehungsinstitut. Auch das Freizeitangebot konnte sich damals bereits sehen lassen: Theater, Musik, Bibliothek, Sport und militärische Übungen umfasste das Programm für die Zöglinge des Stiftsgymnasiums. Im Schuljahr 1910/11 unterrichteten 16 Professoren an der Schule.
Der Archäologe P. Dr. Richard Strelli übernahm im Jahr 1913 die Leitung des Stiftsgymnasiums. Der nahende Erste Weltkrieg warf bereits seine Schatten voraus – auch nach St. Paul: die patriotischen Feiern wurden verstärkt, zuletzt sogar Schießübungen abgehalten. Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges im Zuge der Kriegserklärung Österreichs an Serbien am 28. Juli 1914 hatten die St. Pauler Gymnasiasten auf umliegenden Bauernhöfen bei der Arbeit geholfen, und nicht einmal ein Jahr später, am 13. Mai 1915, wurden 30 St. Pauler Schüler, die sich als freiwillige Schützen gemeldet hatten, vor dem Gymnasium feierlich verabschiedet. Wehrpflichtige Studenten, unter ihnen auch Paul Hörbiger, waren bereits nach einer vorverlegten provisorischen Kriegsmatura 1914 eingerückt. Der anfänglichen Hochstimmung folge auch hier bald Ernüchterung, das bittere Ende nahte unaufhaltsam: 126 der 200 ins Feld gezogenen St. Pauler Schulabsolventen waren im Ersten Weltkrieg gefallen. Und mit dem folgenden Kärntner Abwehrkampf ging das Elend weiter: Das Stiftsgymnasium St. Paul war vor allem von 3. bis 27. Dezember 1918 (der Krieg hatte im Herbst geendet), zur Zeit der jugoslawischen Besetzung St. Pauls, davon betroffen.
Mit Beginn der Republik lautete der Name der Schule nun „Stiftsgymnasium der Benediktiner in St. Paul“. Sehr hilfreich in der Nachkriegsnot war damals der von Lehrern, Schülern, Eltern sowie Gönnern der Anstalt getragene Studentenunterstützungsverein, der bereits im Jahr 1885 gegründet worden war. Namhafte Einzelspenden (u.a. vom Vater des Nobelpreisträgers Prof. Dr. Konrad Lorenz, Prof. Dr. Adolf Lorenz, der 1866 bis 1870 selbst am Stiftsgymnasium unterrichtet worden war) trugen ihren Beitrag zur Linderung der Not bei. Wiederum zählte die Schule rund 200 Schüler – mit einer großen Neuerung: Seit dem Schuljahr 1917/18 waren erstmals auch Mädchen darunter, weiteres wurde ab sofort von P. Dr. Hermann Peißl auch Englisch gelehrt. Das neue Mittelschulgesetz von 1927/28 brachte auch für das Gymnasium der Benediktiner einige Neuerungen: So wurde nun vermehrt Deutsch und Mathematik und weniger Latein und Griechisch unterrichtet. 1933/34 kam zum traditionellen humanistischen auch ein realistischer Ausbildungszweig dazu, Englisch wurde zum Pflichtfach. Im Jahr des Anschlusses, 1938, wurde das Stiftsgymnasium St. Paul verstaatlicht, alle Lehrer verwiesen. Die nunmehrige „Oberschule für Jungen“ übersiedelte nach Wolfsberg, im Stift (1940 aufgehoben) und Gymnasium verblieb eine NS-Nachwuchsschule (NAPOLA).
Nach Kriegsende im Jahr 1945 wurden sowohl Stift als auch Gymnasium wiedererrichtet. Die St. Pauler Mönche, die aus dem erzwungenen mehrjährigen Exil zurückkehrten, gingen sofort daran, die Schule zu reaktivieren. Die Oberschule in Wolfsberg wurde wieder aufgelöst, ihr letzter Leiter Max Andrecs und die britische Besatzungsmacht organisierten die Rückstellung des aus dem aufgehobenen Stiftsgymnasium entnommenen Schulinventars nach St. Paul. Am 1. Dezember 1945 erfolgte die Aufnahmeprüfung in die neuen ersten Klassen. Mit 277 Schülern (davon immerhin 90 weiblich) wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen, wenngleich im von den britischen Besatzern beschlagnahmte Konvikt, das „Josephinum“, erst fünf Jahr später, im Jahr 1950, wieder der Schulbetrieb aufgenommen werden konnte. Und auch sonst gab es kleine Startschwierigkeiten nach dem Zweiten Weltkrieg: Wegen Kohlemangel fielen die Schülerzüge nur zu oft aus, die NS-Literatur als Schulbücher war unbrauchbar, etliche St. Pauler Schüler litten an Unterernährung. Doch auch große Schulfeiern und Theateraufführungen zählten wieder zum Alltag am Stiftsgymnasium.
In den frühen 1960ern wurde die Schülerzahl 500 überschritten, die Lehrer waren großteils bereits staatlich besoldet. In den folgenden Jahren erlebte das Stiftsgymnasium St. Paul einen großen Modernisierungsschub, 1964 ging die Jauntalbahn in Betrieb und gewährleistete den Schulbesuch für Gymnasiasten aus dem Bezirk Völkermarkt. Mitte der 1970er wurde ein neusprachlicher Schulzweig installiert, 1979/80 stieg die Schülerzahl am Stiftsgymnasium auf knapp 900 an. Das Konvikt wurde 1976/77 geschlossen und durch eine Tagesheimschule mit Nachmittagsbetreuung ersetzt. Von 1992 bis zu seinem Tod 2010 leitete Pator Josef Kaimbacher das Gymnasium.
Im Jahr 2001 feierte das Stiftsgymnasium in St. Paul sein 100-jähriges Bestehen – umgebaut und renoviert in neuem Glanz.
Schulfächer heute am Stiftsgymnasium St. Paul
Name | Adresse | Links |
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Stiftsgymnasium der Benediktiner |
Gymnasiumweg 5 9470 St. Paul Tel.: 04357 / 2304 |
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