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Trachten

Trachten im Lavanttal & Wolfsberg

Stockhiatli, Sterzreindli, Steaßlhosen: Ja, richtig, es geht um etwas typisch Lavanttalerisches – die Alt-Lavanttaler Trachten.
Die alte Lavanttaler Tracht hat sich weiterentwickelt, wird aber heute noch zu Festlichkeiten getragen.
Die alte Lavanttaler Tracht hat sich weiterentwickelt, wird aber heute noch zu Festlichkeiten getragen.

Die Mode der Vergangenheit - Ein kleiner Streifzug durch die Modewelt von damals.

„Nach glaubwürdigen Erzählungen war die ältestbekannte Tracht der Lavanttaler Bauern bei Männern fast durchgängig von grauer oder grüner, bei Weibern aber von dunkelbrauner Farbe, und die ansehnlichen Bauern trugen lange Bärte. Diese vor mehreren Jahren hier ziemlich einförmig und bestimmt lavanttalische Kleidung wird jetzt mannigfaltig, daß sie großenteils mit Trachten anderer Gegenden übereinstimmt. Ich kann also nur jene Kleidungsstücke, die eigentlich lavanttalisch sind, beschreiben und muß der zu großen und unnötigen Weltläufigkeit wegen alle Abarten übergehen.“
Erzherzog Johann.


Ganze 200 Jahre ist es her, dass Erzherzog Johann den St. Michaeler Pfarrer Mathias Decrignis (manchmal auch: Decrygnis) beauftragte, die Vielfalt der Lavanttaler Trachten in Bildern und Schriften festzuhalten.

Die Tracht und das Brauchtum zu erhalten ist auch das Anliegen der Wolfsberger Brauchtumsgruppe Lavanttal, wie Obfrau Anna Hambaumer betont: „Mit Stolz und Ehre tragen wir die Alt-Lavanttaler Trachten. Die wichtigste Aufgabe unserer Brauchtumsgruppe ist es, die die Bräuche und Traditionen zu pflegen und zu erhalten.“

Und das seit bald 40 Jahren: Das Lavanttaler Original Otto Sterling war es, der zu Beginn der Siebziger Jahre die Wolfsberger Brauchtumsgruppe Lavanttal gründete und mit seiner Frau Berta die alten Trachten sammelte. Und bis heute kleiden sich die rund 30 Mitglieder der Brauchtumsgruppe zu besonderen Anlässen in diesen historischen Gewändern. So sind, wie die heutige Obfrau stolz berichtet, im Lavanttal am meisten alte Trachten aus zwei Jahrhunderten erhalten geblieben. Einige Originale sind im Foyer des Wolfsberger Rathauses sowie im Museum im Lavanthaus in Wolfsberg zu besichtigen. Nach diesen Vorbildern wurde die Wolfsberger Brauchtumsgruppe mit Trachten ausgestattet. Übrigens: Die ältere Tracht stammt aus Decrygnis Beschreibungen wohl noch aus dem 18. Jahrhundert, die jüngere wurde bis in die Zwischenkriegszeit, etwa 1935, getragen.
Mit Anna Hambaumer und ihrer Stellvertreterin Sieglinde Talker wagen wir einen Blick auf die Lavanttaler Mode von damals:

Die Frauentracht

Ein echtes Kennzeichen der Lavanttaler Frauentracht ist die doppelte Kopfbedeckung, bestehend jeweils aus einem Kopftuch und dem etwas höheren Stockhiatli oder dem flacheren Sterzreindli darauf. „Typisch für eine Form der Frauentracht ist auch das rote Pinggltuch und der Schirm sowie ein reich verzierter Schlawanker, der circa 15 Zentimeter bis über die Mitte reicht“, erklärt Sieglinde Talker. Außerdem kennzeichnend für das Lavanttal: eher gedeckte Farben, nur die Strümpfe blitzten weiß aus den schwarzen Schuhen.

Die zweite Variante der Alt-Lavanttaler Frauentracht ist die Bodenhaube, über der der charakteristische dunkle Scheibenhut, eine Strohscheibe, getragen wurde und wird. Die Verzierung des Spiegels hinten an der Bodenhaube richtete sich stets nach dem Reichtum der Trägerin. „Die Höflerhaube war reichlich mit Perlen, Goldstickerei und Edelsteinen verziert. Die Keuschlerhaube war die einfachste Form, mit Goldborte und ohne jegliche Edelsteine“, so Sieglinde Talker. „Im Winter trug man darüber den Nebelstecher, einen schwarzen Filzhut mit hohem Spitz, den man auch bei Nebel sehen konnte“, erzählt Anna Hambaumer. Dazu trug man eine mit Pelz verbrämte Schaupe, also einen Umhang, mit fünf bis acht Zentimeter breitem Pelzbesatz außen. Zu dieser Tracht werden stets Körberl und roter Schirm getragen.

Die Männertracht

Auch bei Männern unterscheidet man heute noch zwei verschiedene Arten: die Stockhiatltracht und die Scheibenhuttracht.

Zum Stockhiatl wurde Folgendes getragen: Lodenjoppe, Steaßlhosen – eine Lodenhose, die unter dem Knie nach dem Abwetzen mit Leder besetzt wurde, dazu immer schwarze Schnürschuhe und die typischen blauen Stutzen. Dazu trug man ein blaues Pinngltuch und einen Schirm, der bei Männern nicht rot wie die Frauenschirme, sondern schwarz mit eingewebten bunten Streifen war.

Die Scheibenhuttracht für Männer, die im 19. Jahrhundert getragen wurde, bestand aus einem frackähnlichen Gehrock mit großem Hut, einem Leiberl mit einem Vorderteil aus Gobelinarbeit, einer schwarze Kniebundhose sowie wiederum aus den blauen Stutzen, dem blauen Pinggltuch und dem Schirm.

Frauen wie Männer trugen auch ihr Bischli, ein Büschel aus wohlriechenden Kräutern, „das war das Parfum der armen Leute“, sagt Hambaumer. Nicht fehlen durften darin auch rot leuchtende Geranienblüten. Die wohlriechenden Kräuter im Bischli waren: „Myrte, Rosmarin, Rosenkraut, Weinkraut, Lavendel und die Gute Luise, auch Zitronenverbene genannt“, zählt Talker auf. Getragen wurde die Tracht zu kirchlichen Anlässen und an Lebensfesten. „Man trug das, was man sich leisten konnte.“ Übrigens: Generell bestand die Lavanttaler Tracht aus eher gedeckten Farben – die Farbe Schwarz deutete auf ein Witwendasein hin. Kinderdirndl für Mädchen waren eher selten, was nicht auch eine Frage der Kosten war.

Brauchtumsgruppe Lavanttal

1971 wurde die Wolfsberger Brauchtumsgruppe Lavanttal von Otto Sterling gemeinsam mit seiner Frau Berta gegründet.
Seit 2009 steht Anna Hambaumer der Gruppe als Obfrau vor. Ihre Stellvertreter sind Sieglinde Talker und Rudi Mickl.
Die Vereinsräumlichkeiten befinden sich im Haus der Musikschule Wolfsberg im ersten Stock. Dort trifft man sich mindestens einmal im Monat zur Sitzung.
Derzeit zählt die Gruppe etwa 30 Mitglieder.

Margot Hohl 2010

Bernd Krammer von Lovntol.at

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